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Berner Rundschau                                                                   Beat Waldmeier                                                  Freitag, 28. November 2003

"Es ist schon schade",

sagt Walter Baumann. Der Eisenplastiker, dem nachgesagt wird, dass in der Hälfte der Bolliger-Häuser seine Skulpturen stehen und hängen, bedauert die Schliessung. In dieser Landgemeinde seien hochstehende Werke gezeigt worden. Mit der Einladung an ihn können die Galeristen Alain und Marcel Bouvrot einen würdigen Schlusspunkt unter ihr viereinhalbjähriges Experiment in Koppigen setzen. Gescheitert ist der Versuch nicht, das betonen die beiden. Auch wenn sie ab und zu gefunden haben, der eine oder andere Koppiger mehr hätte den Weg in die Galerie schon finden können. Die Finanzen sind es auch nicht, selbst wenn mit den Einnahmen nur gerade die Ausgaben gedeckt werden konnten und die Galerie Hobby blieb. Ausschlaggebend sind persönliche Gründe. Hatten sich Vater und Sohn am Anfang die grosse Arbeit für die Ausstellung geteilt, hat sich das gewandelt. Alain, von Beruf Art-Banker, orientierte sich immer mehr Richtung Basel und wird bald zum zum zweitenmal Vater, sodass für seinen eigenen Vater immer mehr Arbeit blieb, obwohl dieser beruflich auch immer mehr ausgelastet ist. "Es ist in vielen Belangen einfach eine Zeit des "Umbruchs", sag der Junior.

 

Viele neue Künstler

Schliesslich entschieden sich die beiden schweren Herzens, den Mietvertrag für das Chalet im Zentrum Koppigens zu kündigen. "Der Schritt fiel nicht leicht", sagt Alain Bouvrot. Immerhin haben sich die beiden durch gute Künstlerinnen und Künstler einen gewissen Namen geschaffen, und hinter jeder Ausstellung stecken auch Begegnungen mit Künstlern und Publikum. Seine Bilanz der Ausstellungstätigkeit fällt den auch positiv aus. Das Ziel, mit der Galerie vor allem Jungkünstler zu fördern, hat er erfüllt. Manch einer oder eine stellte in Koppigen das erste, aber nicht das letzte Mal aus. Schwieriger war dies Ziel in der Sparte Skulpturen und Plastiken zu erreichen, da gibt es offenbar in der Szene wenig Newcommer.

 

Virtuell weiterfahren

Die Idee einer Galerie will Alain Bouvrot aber nicht auf alle Ewigkeit ausschliessen. In seinem Haus richtet er ein Atelier für seine eigene Maltätigkeit ein und last but not least wird die Galerie Bouvrot weitergeführt. Nicht handfest, sondern virtuell. Die bestehende Homepage www.bouvrot.ch mit den Künstlerinnen und Künstlern betreit der Vater weiter und baut sie auch noch aus. So wolle man den Werdegang der Künstler weiterverfolgen.


Eisen muss nicht Luginbühl heissen

Für die letzte Ausstellung haben die beiden mit Walter Baumann einen arrivierten Künstler gefunden, der vor gut zehn Jahren seinen Beruf als Informatiker an den Nagel gehängt hat. Seine filigranen Eisenplastiken vermögen zu begeistern und sichern dem 67-Jährigen ein gewisses Einkommen. "Zum Glück muss ich aber nicht von der Kunst leben und kann auf Erspartes zurückgreifen", sagt der Bolliger. Das ermögliche ihm Unabhängigkeit. Seine Skulpturen entwerfe er jeweils ziemlich genau, weil im Gegensatz zur Malerei bei der Bearbeitung von Eisen nicht viel Gestaltungsmöglichkeit bleibt. Seine Werke korrigieren ein Vorurteil: Wer an Eisen denkt, denkt an Luginbühl und Rost. Von beiden ist Baumann weit entfernt.

 

Alain C. Bouvrot

Zum dritten und letzten Mal stellt auch Alain Bouvrot seine Bilder aus. Das ist auch für regelmässige Betrachter nicht langweilig. Der Umbruch betrifft nicht nur die Lebensumstände, sondern auch seine Kunst. Er kommt immer mehr weg von der abstakten zur konstruktiven Malerei. Längs- und Querlinien dominieren inzwischen sein Schaffen, die Bilder sind ruhiger geworden. "Wie eben auch mein Leben", sagt der Künstler schmunzelnd. Wohin die Reise geht, wagt er heute noch nicht zu sagen.

 

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