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Mit Bea Hess (Oberburg), Rahel Di Nicolantonio (Recherswil) und Daniel Röthlisberger (Rüti b. Lyssach) stellen diesmal drei regionale Künstler in der Galerie Bouvrot in Koppigen aus.

 

Man hatte sich zwar erst in den letzten Tagen zum ersten Mal getroffen, doch die drei Künstler verstanden sich auf Anhieb gut. Obwohl sie die gleiche Wellenlänge haben, sind die drei Künstler, welche ab Freitag in der Galerie Bouvrot in Koppigen ausstellen, ihre Werke und auch ihr Werdegang doch recht verschieden. Der «Profi» unter den dreien ist sicher Daniel Röthlisberger; immerhin hat er schon zehn Ausstellungen hinter sich, «es könnten aber auch schon elf gewesen sein». Der teils in Bätterkinden aufgewachsene und nun in Rüti b.Lyssach wohnende Plastiker wirkt denn auch kaum nervös, und seelenruhig schweisst er auch noch vor der Galerie an einem seiner Werke. Seit über 5 Jahren beschäftigt er sich mit Schrott und Eisen und verwertet sie zu Skulpturen. Skulpturen, die seit eh und je Menschen zeigen, die sich auch in der Art in den Jahren nicht gross verändert haben. Anders ist hingegen seine Arbeitsweise geworden. «Ich arbeite nur noch aus dem Bauch heraus», erzählt der Maschinenmechaniker. Vom Beruf her sei er daran gewöhnt, präzis arbeiten zu müssen, in der Kunst hat er dies in den Hintergrund geschoben.

Eigenständige Linie

In anderen Bereichen bewegen sich die beiden Frauen, sowohl künstlerisch, als auch privat. Rahel Di Nicolantonio, gebürtige Utzenstorferin und heute in Recherswil zuhause, und Bea Hess aus Oberburg erziehen die Kinder, führen Haushalt und malen daneben. Ihre Werke aber als typische Beispiele sogenannter Hausfrauenkunst zu bezeichnen, wäre falsch. Beide fallen durch eine eigenständige Linie auf und beide stehen erst am Anfang ihrer Tätigkeit. Es wird interessant sein zu beobachten, wie sie sich noch entwickeln werden.

Rahel Di Nicolantonio arbeitet mit Acryl auf Leinwand und Acrylblatt, sie verwendet Sand, Gips und Pigmente und hat einen ganz eigenen Weg. «Ich bestimme die Sujets nicht vorher, die ergeben sich aus den Farben heraus», erzählt sie. Danach holt sie die Sujets, meist Personen, mit Kohle heraus und verarbeitet sie weiter. Während sie früher mehr klare Farbtöne brauchte, mixe sie heute mehr. Vor allem die Pastelltöne erinnern an ägyptische Wandmalereien, die Figuren allerdings nur wenig.

Bea Hess arbeitet mit Gips und Acryl auf Papier und Karton. «Das hat mir am meisten zugesagt», sagt sie zu ihrer Wahl. Auf Leinwand habe sie auch schon gemalt, der glatte Untergrund liege ihr allerdings mehr. Sie benutzt vor allem die Grundfarben. «Ich mixe nicht viel», bestätigt sie den Eindruck. Ihre Werke sind abstrakt, die unterschiedlichen Bilder zeigen, dass die Stilsuche noch nicht abgeschlossen ist. Sie wird wohl aber eher in Richtung der im Keller ausgestellten Bilder gehen.

Hemmschwelle beim ersten Mal

Nicht nur die Werke der drei Künstler sind unterschiedlich, auch ihre Wege in die Ausstellung. Alain Bouvrot hat Daniel Röthlisberger nach einer seiner Ausstellungen angefragt, Rahel Di Nicolantonio erkundigte sich nach einer Durchfahrt durch Koppigen via Internet nach der Galerie, und Bea Hess kam als Besucherin an die letzte Ausstellung. «Sie wollte zuerst nicht ausstellen, doch ich habe sie dazu bringen können, es zu probieren», berichtet Bouvrot. Es bestehe eine Hemmschwelle vor dem ersten Mal auszustellen, weiss der Galerist aus eigener Erfahrung. Tatsächlich hat sich das Engagement gelohnt. Die drei Künstler erwarten von der Ausstellung dasselbe Zumindest fast. Die Recherswilerin nennt den ehrlichen Feedback von Leuten als wichtig, und da stimmen die anderen beiden zu «Es wäre böimig, wenn etwas ginge»; spricht Röthlisberger auch den Verkauf an. Auch Di Nicolantonio sieht das als eine Bestätigung, wünscht sich aber auch, dass der Käufer einen Bezug zum Bilde habe. Bea Hess aber kann sich noch gar nicht vorstellen, die Bilder herzugeben, weil in jedem etwas von ihr drin stecke. Auch ihre Kinder übrigens nicht: Sie musste ihnen zeigen, wo die Bilder hängen, weil zuhause die Wände nun leer sind. Wie lange das so bleibt, wird sich einerseits im Atelier und andererseits in der Galerie entscheiden.

Beat Waldmeier, Berner Rundschau 24.4.2001

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